So transparent ist Ihr Markt: Vier kostenlose Big Data Tools für Ihre Marktforschung

Big Data Marktforschung

 

Im Kern ist das Internet eine gigantische Datenfabrik: kaum etwas, das online geschieht, hinterlässt keine Spuren – und wer sie zu lesen versteht, ist im Vorteil. Wenigen Unternehmern ist bewusst, wie viele Informationen über ihre Märkte, Kunden und Wettbewerber ihnen im Netz zur Verfügung stehen… häufig gar kostenlos! Zugleich denken die Meisten auch lieber nicht darüber nach, wie unfreiwillig transparent sie selbst dastehen.

Wer diese Daten für sich nutzen – und seinen eigenen digitalen Fußabdruck kritisch im Blick behalten – möchte, muss das „muntere Googlen“ hinter sich lassen und mit geeigneten Instrumenten systematisch herangehen. Nur so erfasst man ohne zu viel teure und mühsame Handarbeit alle relevanten Informationen und kann die Ergebnisse vergleichen.
Mit einer sicheren Datengrundlage erkennen Sie Trends schneller und können Sie aktiv für sich nutzen. „Data-driven“ heißt das Zauberwort.


Das Casino-Prinzip: mächtige Analyse-Tools für wenig Geld

Hierbei profitieren wir vom zentralen Treiber der Netzwirtschaft: dem Werbemarkt. Alleine in Deutschland fließen jährlich knapp 16 Milliarden Euro ins Online-Marketing. Der zentrale Trumpf im Kampf um diese Investitionen ist dabei die perfekte Aussteuerung – dem Werbetreibenden genau die richtige Zielgruppe zum richtigen Zeitpunkt zu „servieren“. In den letzten 10 Jahren hat sich eine regelrechte Revolution abgespielt: noch nie wussten Werbe-Marktplätze so viel über die Nutzer, noch nie war der Erfolg von Werbung und die Effizienz von Budgets so detailliert messbar.

Um mit diesen Daten zielführend zu arbeiten, ist ein ganzer Zoo von Analyse-Software entstanden. Und obwohl wir es hier mit oft anspruchsvollen Programmen zu tun haben, die sehr große Datenmengen annähernd in Echtzeit untersuchen, ist vieles davon in Basis- oder Testversionen kostenlos verfügbar und selbst Vollversionen müssen kein Vermögen verschlingen.

Wie kann das sein? Ganz einfach: das Casino-Prinzip. In den meisten Spielbanken gibt es Getränke und Snacks kostenlos oder sehr günstig, denn die Menschen sollen weiter spielen. Dafür muss man sie bei Laune und Kräften halten. Genauso hier: nur wenn die Werbetreibenden laufend neue Chancen entdecken und eine immer bessere Wirkung erzielen können, erhöhen sie weiter ihre Budgets.


Daten schlau nutzen: es geht um viel mehr als Werbung!

Das Schöne für Sie: Sie müssen keine hohen Budgets einsetzen – ja sogar überhaupt keine Online-Werbung schalten – um diese Datenschätze für Ihre Marktforschung zu nutzen. Schauen Sie einfach zu und ziehen Sie Ihre Schlüsse: Was bewegt Ihre Kunden? Was treiben Ihre Wettbewerber? Welches Bild geben Sie selbst ab?

Sie werden dabei sicherlich Chancen entdecken, die Sie werblich nutzen können – und können vorab genau bewerten, welche davon das beste Kosten-Nutzen-Verhältnis versprechen. Doch es geht um mehr: Wer die richtigen Fragen an die Daten stellt, erkennt früher als andere, wohin sich sein Markt entwickelt und kann damit seine Geschäftsmodelle und Produkte optimal aufstellen. Außerdem lassen sich mit einer laufenden Datenanalyse – die Ihnen größtenteils die Software abnimmt – Chancen und Risiken praktisch umgehend erkennen.

Um Ihnen zu zeigen, wie das in der Praxis aussieht, stelle ich Ihnen vier kostenlose Tools vor – und Anregungen, wie Sie damit kreativ werden können. Dabei setze ich bewusst nicht auf hochspezialisierte Anwendungen für „Nerds“, die z.B. lediglich die Bieter-Strategie für eine bestimmte Werbeform optimieren, sondern beginne mit recht einfachen Instrumenten, aus denen Sie auf einer breiten Basis Schlüsse ziehen können.


Tipp 1: Google Trends – was bewegt sich in Ihrem Markt?

Kaum jemand weiß mehr darüber, was die Menschheit bewegt, als Google. Zumindest außerhalb Chinas und Russlands benutzen die Menschen praktisch keine andere Online-Anwendung so intensiv. Jede Suchanfrage wird von Google aufgezeichnet und ausgewertet. Ein Traum für Marktforscher, Soziologen und Politiker.

Ein Stück weit lässt sich der Suchmaschinen- und Werbe-Gigant dabei in die Karten blicken: auf Google Trends gibt er kostenlosen Zugang zu den obersten Stollen seines Datenbergwerks. Nicht nur können Sie differenziert nach Ort und Zeit aktuelle Suchtrends entdecken, sondern auch für Begriffe Ihrer Wahl anzeigen lassen, wie sich das Such-Interesse entwickelt, wann und wo es am größten ist und welche Fragen und Begriffe häufig im selben Zusammenhang gesucht werden.

Sie erhalten von Google allerdings nur Werte für Suchanfragen oberhalb eines gewissen Volumens – und der Anbieter verrät nicht die konkreten Suchzahlen und zeigt nur Indizes (0 bis 100).

Idee: Nutzen Sie die „vergleichen“ Funktion, um Ihre Produkte / Marken mit denen Ihrer engsten Wettbewerber in Beziehung zu setzen – wer hat an welchen Orten und zu welchen Zeiten die Nase vorn? Was können Sie daraus lernen? Schauen Sie auch auf die Entwicklungen zu neuen Technologien – welche gewinnt im Interesse der Menschen die Oberhand?


Tipp 2: Mangools KWFinder – beziffern Sie Interesse und Wettbewerb in Ihrer Region!

Google rückt seine „harten Zahlen“ durchaus heraus – für jene, die dort Werbung treiben. Im Keyword Planner von Google AdWords erfährt man, was Google Trends verschweigt: die genauen Such-Volumina. Auch für seltenere Suchen.

Der „KWFinder“ von Mangools zieht sich diese Informationen aus der Google Datenbank, gleicht sie mit den (Google) Trends über die Zeit hinweg ab – und erhebt dazu noch die Top-Seiten, Werbedaten und Wettbewerbsintensität zum jeweiligen Thema.

Damit erhalten Sie auf einen Blick zu Ihrem Thema und Ihrer gewählten Region die genauen Angaben, wie viele Menschen pro Monat danach suchen, wie sich das im Jahresverlauf ändert – und zusätzlich, wer die wichtigsten Wettbewerber sind, wie schwierig es ist, durch Suchmaschinenoptimierung gegen sie einen Stich zu machen und wie viel Geld man einplanen muss, um in dieser Region auf diesem Begriff zu werben.

Bis zu fünf Abfragen pro Tag sind kostenlos bei Registrierung. Darüber hinaus startet das Tool bei gut 40 Euro im Monat, Jahresabos sind bedeutend günstiger.

Idee: Erkennen Sie mit den regionalen Suchvolumina, wie groß das Interesse für Ihre Angebote an verschiedenen Orten genau ist – und vergleichen Sie das mit Ihren Absatzdaten dort… wie gut schöpfen Sie das Potenzial aus? Nicht zuletzt: Wer Ihrer Wettbewerber hat dabei online das meiste Gewicht, und wie aufwändig wird es, gegen ihn anzukommen?


Tipp 3: SimilarWeb – welches Stück bekommen Sie vom Kuchen ab?

Web Performance BenchmarkingBeinahe Jeder hat ein Webanalytics-Programm wie Google Analytics oder Piwik auf seinen Seiten eingebunden. So erkennt man genau, wann wie viele Besucher sich in welchen Bereichen tummeln und woher sie stammen. Ohne Frage wichtige Informationen für die Optimierung der eigenen Seite. Aber sind 5.000 Besucher im Monat, die im Schnitt 3 Minuten bleiben, gut oder schlecht für Ihr Produkt in Ihrem Markt? Das erkennen Sie nur im Vergleich zum Wettbewerb!

Den bietet unter anderem SimilarWeb – damit bekommen Sie für jede beliebige Seite im Netz eine Schätzung, wie viel Besucher sie hat, woher diese stammen, wie intensiv sie von diesen genutzt wird und wie sich das Volumen über die Zeit entwickelt.

Wie das funktioniert? Genau lässt sich der Anbieter nicht über die Schulter schauen, doch das Grundprinzip ist wie folgt: mit öffentlich verfügbare Trend-Daten und Stichproben werden die Verhältnisse erhoben – z.B. „Seite A bekommt ca. doppelt so viele Besucher wie Seite B und sie bleiben dort ungefähr 30% länger“; durch Daten etlicher Internet-Anbieter, Browser-Plugins und direkten Messungen von vielen einzelnen verbundenen Webseiten erhält SimilarWeb ausreichend harte Daten, um daraus hochzurechnen. Klingt schwammig? Ist es auch – aber die Ergebnisse liegen oft erstaunlich nah an der Realität! Nehmen Sie nicht jede Zahl für bare Münze, doch die Größenordnungen passen häufig, besonders im Wettbewerbs-Vergleich.

5 Ergebnisse je Kategorie (z.B. „beliebteste einzelne Artikel“, „wichtigste Suchbegriffe“) für die letzten 3 Monate gibt es kostenlos gegen Registrierung. Die Vollversion geht schnell ins Geld – mehrere Hundert Euro pro Monat muss man ansetzen.

Idee: Vergleichen Sie Ihre Seiten mit denen Ihrer Wettbewerber – wie gut stehen Sie wirklich da? Und woher kommt ein Wettbewerbsvorsprung – von erfolgreichen Suchbegriffen über Social Media bis Online-Werbung?


Tipp 4: SERanking – wie ist die Online-Marketing-Strategie Ihrer Wettbewerber?

Die meisten Werbemärkte im Netz funktionieren im Grunde wie Ebay: für einen bestimmten Werbeplatz zu einer bestimmten Zeit gewinnt der höchste Bieter – um sich dort zu halten, müssen seine Anzeigen dann auch optimal performen. Das Schöne eines solchen Prinzips: verfolgt man, wer wann wo wirbt, kann man ziemlich genau rekonstruieren, wie viel Geld er dafür ausgegeben hat und welchen Erfolg er ungefähr damit hatte.

Dieses Prinzip macht sich SERanking zunutze: zumindest für das Google-Werbenetzwerk verfolgt und speichert es riesige Datenmengen, so dass Sie mit hoher Wahrscheinlichkeit für Ihre Wettbewerber genau nachverfolgen können, wann sie auf welchen Begriffen welche Anzeigen geschaltet haben und wie viele Besucher sie so mit welchem Budget anziehen konnten.

Auch wenn der Fokus nur auf Google AdWords liegt – die vielen Details, von den gewählten Keywords über die Budgets bis zu den kompletten Anzeigentexten verraten viel über die Werbestrategie Ihrer Wettbewerber.
Eine begrenzte Zahl an Abfragen ist kostenlos, Lizenzen starten bereits bei 3 Euro im Monat.

Idee: Untersuchen Sie regelmäßig die Werbeschaltung Ihrer wichtigsten Konkurrenten – zu welchen Themen werben Ihre Wettbewerber mit welchen Argumenten… und wo sind Nischen, in die Sie stoßen können?


Welche kostenlosen Tools bringen Sie voran? Was fehlt Ihnen? Lassen Sie es mich wissen – entwickeln wir gemeinsam diese Liste weiter (Fortsetzung ist bereits in Vorbereitung)!

 

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